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DAS BILD

Für Martina

Ich liebe dich, das heißt, das Bild
Das ich von dir erfunden
Ich sorgte, daß du ihm so nahe
Wie nur möglich kämst
Vielleicht hast du, was uns mißlang
Bis heute nicht verwunden
Vielleicht, daß du dich immer noch
Ganz im Geheimen schämst

Es war nicht deine Schuld, es war
Mein maßloses Verlangen
Den schönen Traum zu leben
Und ihm Leben zu verleihn
Ich hatte die Signale niemals
Deutlicher empfangen
Und als sie schwächer wurden
Wußte ich, es darf nicht sein

Und doch ist mir nicht mehr als dieses
Bild von dir geblieben
Ob du ihm heut noch ähnelst
Wie vor Jahren, weiß ich nicht
Ich werde dich, nun ja, dein Bild
Für alle Zeiten lieben
Der Unterschied von Sein und Könnte
Fällt kaum ins Gewicht

Es ist nicht deine Schuld, es ist
Mein seltsames Beharren
Der sture Glaube an den Traum
Als eine Wirklichkeit
Und lieber als den Weisen
Gebe ich den armen Narren
Belächelt, ganz wie ein Relikt
Aus einer andern Zeit

Ich liebe dich, das heißt, das Bild
Das ich von dir erfunden
Und laß mich doch auch sonst zu gern
Von Phantasien betörn
Es ist nicht deine Schuld
Und hätt ich’s jemals so empfunden
Die Liebe, die ich für dich hege
Kannst Du nicht zerstörn

Frank Viehweg © 2009

 

Zuletzt aktualisiert am 14.12.2014 von Frank Viehweg.

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