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ANACLARA
nach Daniel Viglietti
An die Wände
Schreibt sie mit dem Stift ein Wort nur: Widerstehn!
Ein Tuch aus rot und schwarz um ihre Schultern
Wunderbare Anaclara
Aus den Tagen
Ihrer Kindheit wächst sie wie ein Blütentraum
Mit Brüsten wie von Rosen ohne Dornen
Wunderschöne Anaclara
Wie ein Wasser
Ist sie, wenn das Kind sich voller Durst verliebt
Und schenkt es ihr die Blume, muß sie weinen
Alle Tränen, Anaclara
Auf der Suche
Um zu suchen, nicht zu finden, weiß sie doch
Das Alte stellt sich selber nicht in Frage
Anarchistin, Anaclara
In den Wunden
Spürt sie manchmal schon die Ängste vor dem Tod
Und schützt die Rosen wieder mit den Dornen
Sanfte, zarte Anaclara
Früh am Morgen
Webt sie Zweifel in die Tücher und sie tritt
Noch nackt, um einen Rat vor ihren Spiegel
Voller Fragen, Anaclara
Hospitäler
Kennen ihre Hände voller Zärtlichkeit
Und Schmerzen, die mit einem Blick vergehen
Wundersame Anaclara
Deine Fragen
Sind der Kompaß und die Karte für den Weg
Bleibe immer
Anaclara, die verrückte Compañera
So verrückt wie freie Vögel in den Bäumen
In den Träumen: Anaclara
Frank Viehweg © 1998
Zuletzt aktualisiert am 19.02.2016 von Frank Viehweg.