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DER STURE

nach Silvio Rodríguez

 

Damit mein Heiligenbild nicht ganz zu Bruch geht
Und für eine letzte Chance, die sie gewären
Damit auf dem Berg der Dichter auch mein Spruch steht
Und für einen Platz auf schmutzigen Altären
Sie laden mich ein, mein Leben zu bereuen
Bis ich nicht mehr genau weiß, wie ich heiße
Sie laden mich ein, die Skrupel zu zerstreuen
Sie laden mich ein zu soviel Dreck und Scheiße

Ich weiß nicht, was das ist, ein Schicksal
Was ich bin, bin ich doch durch mich
Gott vielleicht, kann schon sein, ist göttlich
Wie ich lebte, so sterbe ich

Ich will das verlorne Spiel noch einmal wagen
Und eher zur linken Hand sein als zur rechten
Ich will einen Bruderbund in diesen Tagen
Ich will ein Sohnunser beten den Gerechten
Man sagt, meine Flausen sind aus andren Zeiten
Die Menschen sind schlecht und niemals zu bekehren
Ich aber, ich träume noch von Ketzereien
Vielleicht davon, Brot und Fische zu vermehren

Ich weiß nicht, was das ist, ein Schicksal
Was ich bin, bin ich doch durch mich
Gott vielleicht, kann schon sein, ist göttlich
Wie ich lebte, so sterbe ich

Sie sagen, man wird mich über Steine jagen
Sollte die Revolution zuletzt nicht taugen
Sie sagen, man wird mir Mund und Hand zerschlagen
Man wird mir den Schwanz ausreißen und die Augen
Mag sein, diese Sturheit ist mit mir geboren
Die Feinde nicht gegen Freunde auszutauschen
Mag sein, diese Sturheit geht mir nie verloren
Zu leben und sich dabei nicht zu verkaufen

Ich weiß nicht, was das ist, ein Schicksal
Was ich bin, bin ich doch durch mich
Gott vielleicht, kann schon sein, ist göttlich
Wie ich lebte, so sterbe ich

Frank Viehweg © 1994

Zuletzt aktualisiert am 19.02.2016 von Frank Viehweg.

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