fremdes-lesen

MENUETT

nach Sergej Tschigrakow


Ich nahm die Schlüssel und verschloß meine Tür
Und stieg die Treppen runter bis vor das Haus
Das Kind kommt heute aus der Schule allein
Und sucht sich selbst was aus dem Kühlschrank heraus
Dann lief ich lächelnd längs am Ufer der Spree
Wie mit ’nem Glückslos auf dem Silbertablett
Ach, weißt du, Olga, könnt ich tanzen, ich glaub
Dann tanzte ich für dich jetzt ein Menuett

Wie gut, daß soviel Wasser fließt durch die Stadt
Wenn es gewünscht wird, geb ich gern davon ab
Ich lief die Straßen weiter, ganz ohne Ziel
Hab nicht bemerkt, die Nacht kam langsam herab
Doch, Gott sei Dank, ein Spätverkauf war noch auf
Ich ging hinein um eine Schachtel „Duett“
Ach, weißt du, Olga, könnt ich tanzen, ich glaub
Dann tanzte ich für dich jetzt ein Menuett

Und am Ende des Tages da möcht ich dich finden
Vertraut unterm farbigen Tuch
Und am Ende der Farben mal ich dich mit Kreide
Ich schwöre, daß ich es versuch
Und am Ende der Lieder, les ich dir Geschichten
Und manches noch aus einem Buch
Wenn es dir grad so beliebt
Wenn es dich immer noch gibt

Die Nacht verging und Gott entfachte das Licht
Und dieses Licht war nur ein weiteres Glück
Ich sah zum Licht hinauf und rief: „Sei gegrüßt!“
Mit einem Donnern kam die Antwort zurück
Der Regen wusch von mir den Staub und den Schweiß
Die Müdigkeit der Jahre aus dem Jackett
Ach, weißt du, Olga, könnt ich tanzen, ich glaub
Dann tanzte ich für dich jetzt ein Menuett

Und am Ende des Tages da möcht ich dich finden
Vertraut unterm farbigen Tuch
Und am Ende der Farben mal ich dich mit Kreide
Ich schwöre, daß ich es versuch
Und am Ende der Lieder, les ich dir Geschichten
Und manches noch aus einem Buch
Wenn es dir grad so beliebt
Wenn es dich immer noch gibt

Frank Viehweg © 2011

Zuletzt aktualisiert am 19.02.2016 von Frank Viehweg.

Zurück