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STERN IN DER HAND

nach Aleksandr Dolski


In die Hand ist mir ein Stern gefallen
Und ich fragte ihn: Wo kommst du her
Aus den allerhöchsten Höhn, aus allen
Warte einen Augenblick, sprach er

Und dann sagte er mit einem Blitzen
Wie in einem sanften Glockenspiel
Ich kann dir in manchen Dingen nützen
Ich bin klein, doch das besagt nicht viel

Kannst mir deinen größten Traum enthüllen
Was dir wichtig ist auf dieser Welt
Und ich kann dir einen Wunsch erfüllen
Das ist lang schon mein vertrautes Feld

Ach, ich mußte nicht lang überlegen
Um zu wissen, wonach mich verlangt
Lieben und geliebt sein allerwegen
Und daß mir die Mutter nicht erkrankt

Daß auf unsern leidvollen Planeten
Nur noch Sterne aus den Himmeln falln
Daß wir nicht zu falschen Göttern beten
Arglos sind wie Kinder zwischen alln

Daß wir Gras mähn wie in alten Tagen
Um die Erde fliegen wie’s beliebt
Und die Frauen auf den Händen tragen
Daß es weder Krieg noch Seuchen gibt

Daß der Freund auch stets ein lieber Gast ist
Daß die Treue uns mit Angst verschont
Daß das Alter nicht nur eine Last ist
Und als Weisheit in den Herzen wohnt

Daß sich dieses Lied, wie es geschrieben
Leise um ein Lagerfeuer rankt
Und noch einmal, einmal möcht ich lieben
Möchte, daß die Mutter nicht erkrankt

Nein, ich hab kein leeres Stroh gedroschen
Sprach nur lang, so lang, zu lang vielleicht
Und der Stern ist ohne Wort erloschen
Seine Kraft hat wohl nicht ausgereicht

Frank Viehweg © 2010

Zuletzt aktualisiert am 04.12.2014 von Frank Viehweg.

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